Duisburger Jungenbüro

geschlechterreflektierte Pädagogik mit Jungen* in Duisburg - seit 20 Jahren
 

Stellungnahmen von Jungs e.V.

Prävention und Antisemitismus – eine Stellungnahme von Jungs e.V.

Jungs e.V. fordert eine bessere und nachhaltige Antisemitismus- Präventionsstrategie und eine nachhaltige Förderung der politischen Bildungsarbeit natürlich zu sämtlichen Diskriminierungsformen.

Antisemitische Beleidigungen und Bedrohungen auf Demonstrationen, Brennende Gedenkorte, Angriffe und Beleidigungen auf Jüd*innen und Synagogen hier in Deutschland sind Ausdruck eines Problems, welchem präventiv entgegen gewirkt werden muss, nämlich Antisemitismus. Jungs e.V. als Duisburger Verein, welcher sich der diskriminierungskritischen Arbeit verschrieben hat, steht in jeder Hinsicht solidarisch an der Seite der in Deutschland lebenden Jüd*innen, an der Seite der jüdischen Gemeinde, und natürlich insbesondere hier in Duisburg.

Uns als Verein ist bereits seit langem klar, dass es in Deutschland Antisemitismus in allen politischen Lagern und in allen Bevölkerungsschichten gibt. Wir positionieren uns gegen jeden Antisemitismus, unabhängig davon, ob er aus der politischen Linken, aus der politischen Rechten, aus dem religiösen Spektrum oder der bürgerlichen Mitte kommt. Wir wissen um die Vielfältigkeit der Erscheinungsformen und wissen, dass Antisemitismus keine Frage von Bildung, Herkunft oder Glauben ist. Aktuell sind es die Vorfälle in Berlin- Neukölln, Gelsenkirchen, Düsseldorf, aber auch Duisburg, welche Antisemitismus auf Menschen mit internationalen Familiengeschichte fokussieren. Vor einer solchen einseitigen Zuweisung warnen wir. Diesem Antisemitismus werden unsere Bildungseinrichtungen derzeit nicht gerecht.

Es braucht in der antisemitismuskritischen Bildung Konzepte, welche ebenfalls rassismuskritisch sind und wirken. Genau diese gleichzeitigen Anforderungen kann Bildungseinrichtungen vor Herausforderungen stellen. Die Lehrenden und Sozialarbeitenden in Schulen und Jugendeinrichtungen benötigen dafür die Strukturen, um eine diskriminirungssensible Antisemitismusprävention entwickeln zu können.

Wir wissen aus unserer Erfahrung aus der jungen*pädagogischen Praxis der außerschulischen Bildungsarbeit auch im Bereich Antisemitismusprävention und Erinnerungskultur, dass eine erfolgreiche Arbeit zum Thema Antisemitismus mit Kindern und Jugendlichen kein Hexenwerk ist, aber bestimmte Faktoren erfüllen muss:

  1. Ein Bildungsziel benötigt immer die Bemühung aller. Eine Bildung hin zu demokratischen Werten und gegen Menschenverachtung und Diskriminierung muss spätestens in der Grundschule ansetzen und alle Bereiche von Schule und außerschulischer Bildung umfassen. 

  2. Antisemitismuskritische Bildung muss im Leben der Schüler*innen ansetzen. Sie darf die Erzählungen  und die Lebenswelt von jungen Menschen aus unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft nicht ignorieren oder ausblenden. Es gibt insbesondere zum Nahost- Konflikt unterschiedliche Narrative, unterschiedliche Erzählungen. Sie mögen objektiv oder/und subjektiv falsch sein, aber sie müssen aufgegriffen werden. Dazu gehört auch ein intersektionaler Ansatz: Eine erfolgreiche Arbeit ist nur möglich, wenn ich den jungen Menschen in all seinen Facetten wahrnehme.  

  3. Antisemitismuskritische Bildung bedarf der klaren Haltung der Lehrenden. Wir benötigen eine systematische Fort- und Ausbildung aller Lehrer*innen, Sozialarbeiter*innen und Erzieher*innen, um Antisemitismus aller Ausprägungen zu erkennen und adäquat entgegen zu wirken.

  4. Antisemitismuskritische Bildung muss, wie die gesamte politische Bildung, dauerhaft und zuverlässig aufgebaut und zielgerichtet durchgeführt sowie finanziert werden. Projekte, welche immer eine kurze Dauer haben, wirken nicht nachhaltig und erreichen im besten Fall ausschließlich die interessierten jungen Menschen. Solche Projekte sind aber derzeit die politische und pädagogische Praxis.  

  5. In der diskriminierungskritischen Bildungsarbeit ist eine rein defizitorientierte Pädagogik hinderlich, es bedarf einer ressourcenorientierten, anerkennenden und wertschätzenden Grundhaltung zu den jungen Menschen.

Die geschlechterreflektierte Jungen*arbeit kann dabei einen wichtigen Beitrag leisten, und macht es auch bereits. Jungen*gerechtes arbeiten bedeutet nicht nur in dieser Hinsicht, mit Jungen* an den Stellen zu arbeiten und dort anzusetzen, wo sie gerade stehen, und unter Einbezug ihrer Ressourcen daran weitestgehend diskriminierungskritisch, inklusiv an den Themen, Anliegen und Stärken der Kinder und Jugendlichen zu arbeiten, unabhängig vom eigentlichen Thema. Wir bestärken da, wo es gut läuft, und intervenieren, wenn wir Mobbing, Gewalt, Diskriminierung und Unterdrückung mit bekommen. Und leisten so bereits einen nachweisbaren Beitrag gegen Antisemitismus, Rassismus und Sexismus. Und selbstverständlich arbeiten wir bereits seit Jahren erfolgreich auch explizit gegen Antisemitismus. Nur durch diese Akzeptanz und Annahme schaffen wir eine Grundlage für eine Veränderung. Und genau diese Akzeptanz und Annahme ist das Wesen unserer geschlechterreflektierten Arbeit.

Wir fordern daher nicht weniger, als endlich das Problem „Antisemitismus“ strukturiert und mit der erforderlichen personellen und finanziellen Ausstattung anzugehen, jungen Menschen somit einen Weg aus ideologischen Denken zu zeigen und die Schwierigkeiten, die mit einer Abkehr von antisemitischen Positionen einher geht, ernst zu nehmen und entsprechende Unterstützung anzubieten.

Für den Verein Jungs e.V. Susanne Reitemeier- Lohaus, Sven Leimkühler

Stellungnahme Jungs e.V. Antisemitismuskritische Bildungsarbeit
PM Antisemitismuskritische Bildungsarbeit[1968].pdf (96.6KB)
Stellungnahme Jungs e.V. Antisemitismuskritische Bildungsarbeit
PM Antisemitismuskritische Bildungsarbeit[1968].pdf (96.6KB)
 
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